Oder
„Denn sie wissen nicht was sie tun“
Hoteliers offen für Betriebsräte OZ von heute
Ich weiß nicht in welcher Welt so manche Hoteliers leben. Fern der eigentlichen Realität, werden Dinge verkündet, die mit der normalen Arbeitswelt in Hotel und Gaststättenwesen nicht mehr in Verbindung stehen.
Offen kann man für alles sein. Das heißt aber nicht, dass dann ein Betriebsrat auch durchgesetzt wird.
Hören wir doch einmal den Leuten zu!
Herr Raffelt, hätte nichts dagegen.
Herr Adler, hält es eher für unsinnig.
Herr Römer, sagt nicht ob es in seinem Unternehmen so was gibt.
Zu vernuten ist, dass keiner der drei auch nur ansatzweise Unterstützung geben würde, einen Betriebsrat zu gründen.
Interessant wird es, wenn man diese Leute nach den Gründen des Arbeitskräftemangel fragt b.z.w. ihre Meinung hierzu anhört.
Hier möchte ich die Worte des Herrn Hans Jürgen Merkle vorweg nehmen.
Das es auf Usedom nur einen Betriebsrat gäbe, könne nur daran liegen, das alle zufrieden sind oder Angst haben.
Herr Adler sagt:
Jeder hat die Wahl, wo er arbeiten möchte, es wird überall gesucht.
Überall gesucht? Was heißt das oder was soll das bedeuten?
Wenn „Überall“ der gleiche Hungerlohn gezahlt wird, ist es doch egal wo man arbeitet, oder?
Gibt es Lohnabsprachen zwischen den einzelnen Arbeitgebern in der Gaststätten und Hotelbranche?
Wenn nun „Überall“ gesucht wird, muss man doch denken, dass keiner da arbeiten möchte und somit die Leute Angst haben einen Betriebsrat zu gründen. Oder anders ausgedrückt, einen Betriebsrat kann man eigentlich nur gründen wenn es ein gewisses Stammpersonal gibt. Dies scheint es in den meisten Gastrobetrieben nicht zu geben.
Bezeichnend ist, so Finanzausschussmitglied Merkle, dass es im Land mit Abstand den schlechtesten Tariflohn gäbe, dar sogar 10% unter dem von Sachsen-Anhalt läge.
Nun Herr Römer, auch wenn sie ihre Mitarbeiter über Tarif bezahlen, heißt das nicht automatisch das sie davon auf dieser Insel leben können.
Zum Abschluss noch eine Meinung eines Insiders aus Fatzebock.
Michael Zimdars
Arbeitskräftemangel auf Usedom - hieß es heute im Radio.
Hier dazu nun mein Beitrag:
Sprach gerade mit einem Freund, der heute ein Bewerbungsgespräch als Kellner in einem renomierten Hotel auf Usedom hatte. Das erste, was man ihm als Fachkraft mit 10 Jahren Berufserfahrung erzählte, war, dass in diesem Betrieb anders als in allen anderen 0815-Betrieben gearbeitet wird. Warum? - Na vermutlich, um ihn ersteinmal von seinen "horenden" Gehaltsvorstellungen abzubringen, hatte er doch wahrhaftig von 1300 Euro Netto gesprochen - vorgeschlagen hatte man ihm dann 1500 Brutto - wie nett, zumal man ihm noch 20 Tage Urlaub versprach (auch wenn der Gesetztgeber 24 vorschreibt).
Aber wir haben ja in der Gastronomie eh sehr viele Freiheiten. Bei unseren 10 bis 12 Stundentagen - für die wir, wenn wir Glück haben, im Sommer mit pro Woche einem freien Tag belohnt werden - dürfen wir unsere Überstunden ja abbummeln - im Winter vielleicht, ausser wir werden vorher entlassen. Gott sei Dank hat ja die Hure der Arbeitgeber - die Dehoga - es geschafft die Grenzen des Arbeitsmarktes nach Osten zu öffnen, da kann man wieder Löhne zahlen, die den vierten Mercedes in der Garage möglich machen. Aber wahrscheinlich wissen die Arbeitgeber hier nicht wie es ist auf einer Tourismusinsel zu leben, wo kaum bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht, weil alles mit Ferienwohnungen zugeschissen wird. Oder, dass der Sprit mittlerweile soviel kostet, das zur Arbeit fliegen günstiger wäre. Aber was machen wir? Wir gehen im Winter ins Ausland und racken dort auch noch ne Saison weg, um dann im Sommer wieder hierher kommen zu können, weil wir unsere Heimat eigentlich nicht verlassen wollen - bis auf die, die nicht zurückkehren und sich alle fragen warum hier bald nur noch alte Menschen leben und niemand mehr Arbeitskräfte findet.
So an alle Arschlöcher da draussen: fangt endlich an die Leute vernüftig zu bezahlen - gutes Geld für gute Arbeit - und denkt dabei auch daran, die wirtschaftliche Preissteigerung, die ihr jedes Jahr auf eure Kunden und Gäste umlegt, auch mal zu investieren nämlich in eure Mitarbeiter damit diese und auch ihr davon profitieren könnt.
Ich für meinen Teil bleib wohl auch nächste Saison noch von der Gastronomie fern, denn mein jetziger Chef weiß was er an mir hat - eine zuverlässige Fachkraft, mit hohem Kenntnis- und Fähigkeitsniveau, die für ihr gutes Geld richtig gute Arbeit leistet.
Gern dürft ihr dies auch teilen, vielleicht erreicht es dann auch mal jemanden, der genug Verstand hat darüber nicht angepisst zu sein, sondern etwas zu ändern bereit ist.
Und jetzt Herr Adler:
Dafür gibt es Lohnverhandlungen. Wenn wir der Meinung sind, Mitarbeiter erbringen die Leistung, werden sie danach bezahlt.